Was haben ein Regenschauer-Weckruf fünf Uhr morgens mit vorherigem Verzicht auf das Überzelt, ein defekter Freilauf am Hinterrad, eine um mindestens 20 Grad Celsius erhöhte Lufttemperatur, 99 Kilometer Tagesleistung mit circa 1000 hm Downhill aber auch unverhofften Steigungen, Hühnchen mit Pommes gegen 20 Uhr und ein Klo mit Eimerspülung gemeinsam?

Sie bilden einen explosiven Kausalzusammenhang, in dessen Rahmen es den Mister der Muttons aber mal so richtig aus dem Rennen genommen hat!!! Dramatische Szenen spielten sich am 16.09. im nicht gerade pittoresken Dorf Mayocc ab. Eine „Darmspülung“ jagte die nächste und zwischendurch rundete eine Magenentleerung das Setting ab. Ach ja, und ein kurzer Blackout war auch inklusive, alles zum Schock und Leidwesen der Muttondame.

Aber mal ehrlich, wie soll ein so zartes Gemüt, wie das des Leithammels, solche Turbulenzen auch aushalten?!? 🙂

Gegen fünf Uhr morgens, es war noch leicht düster, wurde ich mit einem kleinen Seitenstoß geweckt und informiert, dass es wohl möglicherweise gerade anfängt zu regnen. Great!!!! Tatsache!!! Wind kam auf und der Regen wurde stärker. Dumm nur, dass wir am Abend vorher ob der Wärme im Flusstal des Mantaro und ob des guten Wetters wie so üblich auf das Überzelt verzichtet hatten. Also raus aus der Schlaftüte: „Wo ist denn nochmal die Zeltplane???? Ah!!! Sch… Mücken!!!! Zack, wie herum denn nochmal?!? Grmml … Der dämliche Hering will nicht!!! Hier??? Nee!!!! SCH…..MÜCKEN!!!!!!“  …undsoweiterundsofort … Und das natürlich alles eine Stunde vor dem regulären Aufstehen gegen sechs Uhr. SUPER TIMING! Natürlich hörte der Regen auch promt in dem Moment auf, als ich, das Zelt letztlich gut in Stellung gebracht, wieder in meinem Schlafsack verschwunden war. TIMING IST ALLES!!!

Gut, in der Retrospektive sicher nicht unlustig (ein Teil der Leserschaft schmunzelt ja bereits!). Wir waren auch durchaus zufrieden, dass sich der Regen wieder verzogen hatte und sich bis dato nicht mehr blicken ließ.

OK, now it is time for a good coffee! Nice! Danach beginnt wie immer die obligatorische Packorgie, die circa eine bis eineinhalb Stunden in Anspruch nimmt, will man gemäß deutschen Struktursinnes (man kann auch Ordnungsfimmel sagen) alles sach- und fachgerecht verstauen. Das ganze Procedere rundet die morgendliche Kettenpflege an beiden Rädern ab.

Die Dame der Herde hält das Velo, Mister setzt, mit der linken Hand den Lappen haltend und die Kette umgreifend, zum Leerlauf an. Routine, keine große Sache. Eigentlich! Dumm nur (hatten wir das nicht schon mal?), wenn die Kurbel (das ist das Ding vorn, an dem auch die Pedale befestigt sind 🙂 ) sich zwar dreht, die Kassette (das ist das Ding hinten, an dem man mehrere Zahnkränze zur Verfügung hat, um schwerer oder leichter zu treten 😉 ) aber partout etwas dagegen hat, sich in selbige Richtung zu drehen… Ganz großes Kino! Die Laune hingegen dreht sich schnell rückwärts! Was’n das jetzt schon wieder für’n Mist?! Das ist n XT-Freilauf – noch nie in irgendeiner Form damit Probleme gehabt. Kettenöl druff … keine Besserung! Na endlos genial!!! Wo soll man hier denn eigentlich adäquaten Ersatz auftreiben? Und wo liegt die Ursache?? Und: WIE SOLL ICH JETZT HIER EIGENTLICH WEITERFAHREN???

In Ermangelung passenden Werkzeuges (Wer nimmt schon Kettenpeitsche, Abzieher etc. auf solch eine Tour mit?!) wurde das Hinterrrad kurzerhand ausgebaut („Schatzi, halt „mal kurz“ das restliche Rad 🙂 ), um festzustellen, dass, wenn man die Kassette nach rechts kippt, der Freilauf wieder Spiel bekommt und funktioniert. Mmh, fahr ich halt nach rechts geneigt, da ist ja eh nur der Fluss ein paar hundert Meter tiefer!!!! Man wird sehen… Einbau, und nach einer Stunde extra ging es dann letztlich auf die Piste.

Die Lufttemperatur stieg, trotz anfangs bewölkten Himmels, relativ schnell an. Klar, wir bewegten uns ja auch straff auf 2200 müN zu und sind noch die Temperaturen aus „eisigen Höhen“ der letzten Wochen gewöhnt. Gern nehmen wir neben den sich intensivierenden direkten Sonnenstrahlen auch die teils knackigen Anstiege des Downhills als zusätzliche Wäremquellen dankend entgegen und das Lamento über die gestiegene Luftfeuchtigkeit hält sich auch in Grenzen. Wer wird denn zimperlich sein wollen?! Die Sandfliegen und Mücken fühlen sich in diesen Gefilden übrigens wieder pudelwohl und schreiten zum Brunchen ans Buffet – all you can eat – bis wir sie erschlagen.

Das Flusstal ist gigantisch, dessen Ausmaße imposant. Nur führt die Straße des Öfteren nicht direkt am Mantaro entlang, sondern meist deutlich oberhalb, sodass wir an diesem Tag trotz der Fahrt von 2800 auf besagte 2200 müN ganze 1894 hm klettern „dürfen“. Wollten wir nicht Strecke machen?! Ach sch… doch drauf, hier ist es deutlich schöner als gedacht… Die Straße per se verläuft tatsächlich nicht wenig spektakulär. Wir bereuen nix!

Nächster Höhepunkt des Tages – Freilauf Teil 2: Man benötigt den Freilauf vor allem, um sich bei einer Abfahrt, die meist auf einen anstrengenden Uphill folgt, erholen zu können. Er ermöglicht es nämlich, dass man die Füße einfach stillhalten kann, nicht pedalieren muss, während das Hinterrad genüsslich rotiert. DUMM NUR, wenn der Freilauf vollends blockiert, man ihn nicht mehr lösen kann und auch bei den Abfahrten ordentlichen strampeln muss, damit sich die Kette nicht im Hinterrad verfängt, während man mit 65 km/h nach unten schwebt. Ein Fixi widerwillen – kein Spaß! Wenn dann noch die reudigen Straßenköder spontan Initiative ergreifen und Hammelbeine zum Abendbot wollen, wird es knifflig mit der Radbeherrschung…

Langsam reicht es in Sachen Pannenstatistik – da ist zu viel im Argen für das Maß an Vorbereitung, das hinter diesem Trip steckt. Aber was will man machen! (Ach ja, der Topf ist mittlerweile vollends hinüber – ggrml)

18 Uhr – einsetzende Dunkelheit: Wir rollen/rotieren in das besagte Dorf – wie üblich unter den emotionsgemischten Blicken/Reaktionen der Bevölkerung und den üblichen, stellenweise sehr nervigen „Gringo“-Rufen (Was soll das eigentlich immer?! – Meine Nerven liegen blank!) Wir fragen im örtlichen Hospedaje nach einem Zimmer – nix! Die Besitzerin scheint ein Baby bekommen zu haben und ist unpässlich – vollstes Verständnis unsererseits… Gegenüber soll ein Hotel sein … sieht mitnichten so aus. Der alte Herr des Hauses (ein sehr netter und gemütlicher Zeitgenosse) gewährt uns letztlich Einlass, knöpft uns 15 Soles für ein Einzelzimmer und ein Gemeinschaftsklo mit Wasserfass-Eimer Kombi als Spülung ab. Peruanischer Dorfstandard.

Gut – ich bringe irgendwie innerhalb einer hallben Stunde den dämlichen Freilauf wieder dazu, das zu tun, was er soll (in Cusco wird er definitiv ersetzt) und wir genehmigen uns ein Abendessen à la pollo con papas fritas (Hähnchen mit lauwarmen Pseudopommes) – das Menetekel!

Ab sechs Uhr morgens des Folgetages gab es dann für Mister Mutton in vielerlei Hinsicht kein Halten mehr. Weitere Einzelheiten will ich der wehrten Leserschaft an dieser Stelle ersparen 😉 Eigentlich wollten wir ja schnell weiter nach Cusco – Ayacucho war die nächste Destination. Aber in dieser „Gemengelage“ unvorstellbar. Der Tag war definitiv für den A…! Montezuma was the king!

Und nun? Wie bitte soll das (weiter)gehen? Peru ist in Sachen Radlerleben kein Kinderspielplatz!!! Das kann ja heiter werden …

(Anmerkung 1: Unkraut vergeht nicht! – Mister Mutton ist bereits wieder Herr seiner Sinne und erfreut sich bester Gesundheit – sehr zum Leidwesen hupender Autofahrer und reudiger Hunde, die ihm ans Leder wollen 🙂

Anmerkung 2: Bilder werden zuerst auf flickr und dann auch hier in ein paar Tagen nachgeliefert – der Grund ist ja bereits bekannt 🙂

Anmerkung 3: Fortsetzung folgt! )

 

 

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