Der Wecker klingelt gnadenlos um 3:30 Uhr morgens. Hat der dämliche Hammel etwa einen Fehler in der Bedingung des cleveren Telefons gemacht?! Mitnichten! Alles so gewollt, alles so geplant, also raus aus den Federn und die Stirnlampe umgeschnallt … Wir wackeln etwas schlaftrunken durch den finsteren Morgen des Dschungels Richtung eines Hotspots, der laut zahlreicher Reisender definitiv in die Obligatorik eines Cusco- bzw. Peruaufenthaltes gehört. Unterwegs kamen uns da allerdings mitunter Zweifel…
Warum? 4:30 Uhr – Blitze leuchten schlagartig das Dunkel der endenden Nacht aus. Es folgt ein unangenehmes Grollen. Schlagartig sieht man die Umrisse scheinbar genauso bekloppter Individuen, die nichts besseres zu tun haben, als sich um vier Uhr morgens auf den Weg nach Machu Picchu zu begeben, eine Stunde Treppensteigen inklusive. Und natürlich folgt auf Blitz und Donner …. ein ordentlicher Regenguss, der sich und uns gewaschen hat!!! Wenn einem fünf Minuten später die Regenbrühe am Bein (bedeckt mit einer langen Hose) herunterläuft, nachdem natürlich der Rest der Hose schon vorher das zweifelhafte Vergnügen einer Spülung hatte, man die zunehmende Schwüle der Luft spürt und kurz darauf (Start des Treppenhikes ist untypisch peruanisch exakt um fünf Uhr) die Überlegung anstellt, dass es eigentlich egal ist, ob man unter diesen Bedingungen eine Goretexjacke trägt oder nicht, weil das Ergebnis das gleiche ist, dann schießen einem blitzartig die Fragen nach Sinn und Lohn der Aktion in den triefenden Schädel und die Antworten scheinen klar. Nützt aber nix!! Die Kohle ist bezahlt, die alte Inkastätte das Ziel für heute. Und wenn 2500 Touris es uns gleich tun, muss da oben ja wohl was Tolles auf uns warten, wenn es auch defintiv nicht die Menschenmassen sind!

Nach 50 Minuten TreppensteigPitschMatschSchwitzGerödel im Halbdunkel des anbrechenden Tages stehen wir wie begossene Pudel am Eingang des berühmten Areals, zu dem wir (wieder exakt) sechs Uhr Einlass gewährt bekommen. Glücklicherweise verziehen sich die Wolken, der Himmel reißt auf und die Schäfchen sind im Trockenen. Jetzt gilt es schnell zu sein, will man Bilder vom Ort ohne die knalligen Farben zahlreicher Outdoortextilien erstellen, getragen von den sich später ameisenhaft über die Stätte ergießenden Menschen, die es uns an diesem Tag gleich zu tun gedachten. Aktion SINNVOLL, wenn auch (vor allem) mental etwas anspruchsvoll!

Die Inkas waren wahrlich nicht die dämlichsten Gestalten auf der Erde!!! Die Stätte zeugt in ihrer Anlage von so mancher Genialität. Und dass die im 16. Jahrhundert hier eingefallenen Europäer diesen Ort nie zu Gesicht bekamen, spricht für eine gescheite Platzwahl. Welchem Zweck Machu Piccu damals genau diente, ist bis heute nicht genau geklärt. Allerdings scheint der heutige Zweck darin zu bestehen, ordentlich Wohlstand umzuverteilen, denn hier wird förmlich die „Kuh gemolken, solange sie Milch gibt“! (Bereitwilligkeit der „Kuh“ inklusive, denn man muss natürlich nicht um vier Uhr morgens tausende Stufen im Sturzregen erklimmen, wenn hunderte Busse bereitstehen. Man muss sich auch nicht insgesamt über zwölf Stunden den Autofahrskills eines peruanischen Collektivofahrers ausliefern und insgesamt fünf Stunden entlang des Gleisbettes von „Perurail“ marschieren, wenn man gleich den Zug nimmt. Aber wo bleibt denn da der Anspruch an einen selbst, wenn dieserwelcher auch an die eigene Geldbörse in erheblichem Maße existieren würde?! 🙂 )

„Amigos, Amigos, Amigos!!“ – „Unser“ Guide mit Namen Arnold machte die gesamte Reisegruppe schlagartig zu seinen Freunden, indem er wahrlich jeden Satz mit eben dieser Anrede einleitete und beendete. Unsere Freundschaft abträglich war hingegen seine Führung durch die Stätte, die eher einem zitierten Wikipedia-Artikel, denn einer originellen Machu Picchu- Kunde glich. So hielt unsere Freundschaft auch nicht wirklich lange! Sei es drum, Amigos! Aktion abgeschlossen, Aktion gelungen, man sollte sich die Stätte anschauen, wenn man die Gelegenheit (auf welchem Weg auch immer) hat, so unsere Meinung!

Kommen wir zum Ärgernis der Woche! Shi(t)mano ist der Neologismus (nicht unseren geistigen Ursprungs, aber gern übernommen), der diesem Teil treffend die Überschrift gibt. Wie kann es eigentlich sein, dass eine Komponente (Shimano XT – Freilaufkörper), die mir immer treueste Dienste in allen erdenklichen Radsituationen geleistet hat, ausgerechnet in den Gefilden der Welt den Geist aufgibt, in denen es partout keinen Freilauf separat und schon gar keine XT-Nabe im Ganzen gibt!!! Shimano bekommt hier eine rote Karte, denn das könnte man ändern. Die Suche nach einer Alternative kostete uns Nerven und fünf Stunden unseres Lebens. Das Vertrauen in die Einspeichfähigkeiten des Radmechanikers im Bikeshop gegenüber hält sich in Grenzen, aber in Ermangelung qualitativ hochwertiger Alternativen mussten wir letztlich einem Downgrade auf Deore zustimmen. Wohl ist mir dabei überhaupt nicht und der Wunsch nach einer Rohloffnabe nimmt wieder sehr konkrete Gestalt an… Klopfen wir auf Holz und hoffen auf ein gnädiges Hinterradschicksal auf den uns erwartenden Dirtroads in Bolivien.

Amigos, Amigos, Amigos – Greifen wir die Phrase noch einmal kurz auf, um noch ein paar Worte über unsere Schlafstätte, das Hostal Estrellita, hier in Cusco zu verlieren. Es ist quasi der Spot für Radtoreros im „Nabel der Welt“ (die Bedeutung steckt im Namen der Stadt) und wir haben hier nicht nur Campbell wiedergetroffen (der wohl auch ein wenig auf uns wartete :-)), sondern auch andere ReiseradlerInnen kennenlernen dürfen, die mit ihren Erfahrungen und Ansichten eine ganze Menge Raum für Inspirationen und neue Tipps gegeben haben. Auch dieser Spot ist also aus unserer Sicht sehr zu empfehlen! Wäscherei, Bikeshop UND eine französische Bäckerei!!! befinden sich in Schlagdistanz. Und wem ökonomische Argumente (ge-)wichtiger sind, dem sei gesagt: zwölf Euronen für zwei Nasen inklusive Frühstück mitten im Zentrum des Nabels sind ein attraktiver Kurs, bei dem man gewöhnlich zuschlägt! SCHÖN HIER!

Einen Amigo anderer Art „durften“ wir des Nachtens in einem Hostelzimmer kurz vor Cusco treffen. Der Typ hing einfach ungefragt in unserer Unterkunft ab und schickte sich an, uns einen kleinen Schrecken einzujagen. Er nannte sich Skorpion und zeigte sich auf dem Boden, nachdem ich barfuß im Dunkeln mal eben vor die Tür schlurfte, um zu prüfen, ob der um ein Uhr morgens heftig einsetzende Platzregen Anteil an unseren Rädern nehmen wollte und danach kurz das Licht anknipste. Verrückter kleiner Typ. Er wollte partout unseren eindringlichen und energischen Aufforderungen nicht nachkommen, den Raum zu verlassen und so musste er leider, unter einem Knackgeräusch, das Zeitliche segnen, weil uns dessen Absichten verborgen blieben. Wir haben ein schlechtes Gewissen, aber Safety first!!! Ab jetzt wird morgens wieder gewissenhaft in Schuhe und Socken geschaut. Amigo hin oder her!

Morgen schlägt die Stunde der Wahrheit: Wir holen erstens unsere Klamotten aus der Reinigung und hoffen, dass alles rein und vor allem da ist. Zweitens bekomme ich mein Hinterrad zurück und sollte dies danach schreien, eingebaut und genutzt zu werden, könnte es im Rahmen des Möglichen liegen, dass wir uns gegen 10 Uhr von diesem wahrlich tollen Ort lösen und gen Süden Richtung Titicacasee radeln, um dann Bolivien einen längeren Besuch abzustatten.

Fotos werden im nächsten Schritt bearbeitet und finden zeitnah Eingang in diesen Beitrag. Noch einmal reinschauen lohnt sich also:-). Beste Grüße von der Miniherde, die sich heute wohl wieder im wohl besten Vegan-Restaurant die Mägen vollschlägt:-)! Bald wird es wieder kulinarisch einseitig, dem müssen wohl so begegnen!