Seit fünf Tagen befinden wir uns auf der Great Divide in Peru und die Ereignisse überschlagen sich förmlich! Die tägliche Dynamik in den Anden gebiert einen Spannungsbogen, der sich sehen lassen kann!! Dies geschieht nicht immer zu unserem Vergnügen, macht aber ganz sicher auch den Reiz der Sache aus!!!
Fuhren wir aus Huaraz noch gemütlich auf Asphalt gen Süden, war spätestens am übernächsten Tag Schluss mit lustig, als wir die Laguna Concocha passierten und auf die Piste der beeindruckenden Great Divide Perus abbogen. „Ganz schön … japs … frisch … japs … auf 4000 müN und warum bläst der Wind jetzt eigentlich so stark? Boar, muss der dämliche Laster eigentlich so …. krächz, hust, würg … schnell hier vorbeifahren und uns den ganzen Staub ins Antlitz zimmern?“ Das waren die ersten Eindrücke nach einer mies nach Erde schmeckenden, zum Glück frittierten Forelle, die uns in Concocha zu einem stattlichen Touri-Preis angedreht worden ist. Immer „Montezumas Rache“ im Hinterkopf ließ ich das Ding zur Hälfte liegen und den anderen Teil warf ich den Hunden zum Fraß vor. Die freuten sich sichtlich…
Gut, das ist also das „Brot“ der nächsten Tage und Wochen. Wir werden uns schon daran gewöhnen. Also los, keine Müdigkeit vorschützen, frisch ans Werk! Wir wühlten uns weiter auf 4200 müN in beeindruckender Umgebung, ließen die Blicke auf die phantastische Hochebene mit samt den sie umgebenden Bergketten des/der Huayhuash schweifen und realisierten so langsam, dass wir uns hier oben wohl unser Nachtlager suchen müssen. Hoffentlich war die Akklimatisierung erfolgreich!
Kommen wir also zum ersten, in den nächsten Tagen immer wiederkehrenden Drama: die Schlafplatzsuche. Hier in den Bergen Perus wird es verdammt schnell dunkel. 18 Uhr ist Schicht im Schacht, wir erwähnten es bereits an anderer Stelle. Jetzt findet mal „da oben“ einen, den Gütekriterien einer guten Stelle (Sichtschutz, halbewegs eben, frei von destruktiven Elementen für Isomatte und Co.) genügenden Schlafplatz. Mister Mutton prüfte mehrere Lokationen kritisch. Das kann dauern. Schließlich befand er eine Stelle für gut, die nach Auslage der Zeltunterage völlig unerwartet für kleinste Löcher in ebendieser und der Haut von ebendiesem sorgte. „Schei… was’n das für’n blödes Gewächs…? Sah aus wie Rasen …? Herzlichen Glückwunsch, und nu?“ Es dämmerte, es wurde empflindlich kalt und wir standen ohne geeigenten Schlafplatz da… Und essen wollten wir auch noch was! Fängt ja gut an!!
Ein vorher den kritischen Maßstäben des Herrn nicht genügender Spot wurde nun zum Deluxe-Platz umdefiniert und wir errichteten unser erstes Nachtlager. Genialer Ausblick, eben, aber leider auch etwas nah an der Straße. Was soll’s, hier kommt ja eh keiner mehr vorbei des nachtens…Wir bauten schnell alles auf, Frau Mutton verzog sich schon mal ins gemütliche Zelt und der Leithammel bereitete bei gefühlten NULL Grad das Mahl (Instant-Nudeln mit Hühner- und Irgendwas-Gewürzmischung). Bibber… . Ab ins Nest!
Die Nacht verlief unruhig! Selbstverständlich fuhren nachts Autos vorbei. Gern auch die Polizei mit eingeschalteter Sirene. Gestört hat uns freilich niemand, aber dennoch ist man hellwach respektive unruhig, denn bei der sonst phantastischen Stille wird jedes Geräusch zum „potentiellen“ Gefahrenherd…
Sechs Uhr morgens, gähn und raus aus den Federn. „Was’n das für’n Schei… (die Kraftausdrücke kamen nicht zu kurz :-))?“ Erster Plattfuß im Vorderreifen von Muttonman, hatte er doch gestern Abend im Eifer des Gefechts nen Kaktus übersehen (naja, erst bemerkt, dann wieder vergessen), dessen Stacheln über Nacht für Ablass sorgten. Flickaktion zum Frühstück, Abbau und dann (viel zu spät) los!
Eine fast 30 km lange Abfahrt stand uns bevor, stellenweise als übelste Piste arrangiert, die hohe Anforderung an Material und FahrerIn stellte. Spaß und Frust liegen da nah beieinander. Der Staub fliegt uns mittlerweile seit Tagen nur so um die Ohren. Wir sehen ordentlich paniert aus. Das Zeug ist quasi überall. Das Mittagessen an diesem Tag (klassiches Hühnchen mit Reis und eine Vorsuppe mit Hühnerfuß :-)) wurde mit einem zweiten Plattfuß an selbiger Stelle garniert (Pfuscherei am morgen?).
Es folgte nun ein knackiger Gegenantieg, an dem es keinerlei Möglichkeit gab, zu zelten und die Nacht zu verbringen. Zudem blieb die Piste, die sie war und das drückte auf Kraft und Geschwindigkeit. Spitze! Die Sonne geht langsam unter und keine Aussicht auf nen Platz. Das drückt dann eben auch auf die Nerven/Stimmung! Doch da, ein Ort Namens Cajamrquilla, ein Mann, der uns bestätigte, es gäbe eine Herberge… Cool! Muchas gracias! Und dann? Wir hörten die wahrscheinlich Dorfälteste irgendwas mit „Gringos“ und blabla über den Dorfplatz plärren – Ergebnis: nix Unterkunft! Und jetzt?! (hier kann man jetzt den Kraftausdruck seiner Wahl einsetzen:-)) Wir MÜSSEN weiter! Nützt nix!
Links und rechts von uns steile Abhänge! Die Sonne ist fast weg! Es wird empfindlich kalt! Einzige Möglichkeit ist der Ort Rajan, nach Zeitangabe der Locals eine halbe Stunde entfernt (gern würde ich mein Rad verleihen, damit die Auskunftgeber den Beweis antreten können, dass dies realisierbar ist!!!).
Völlig platt erreichen wir nach einem Vielfachen der Prognose im Dunkeln diesen Ort, verschrecken einige Einwohner mit unserem Antlitz, sodass sie schlagartig die Flucht ergreifen, kommen fast in einem unfassbar runtergekommenen Hexenhaus unter, bevor wir mit letzter Kraft das Gemeindehaus des Ortes als hospedaje gewährt bekommen. Völlig verdreckt (Wasser gibt es nicht) und mit ein paar Keksen im Magen schlafen wir ein.
Fortsetzung folgt…
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