Garberville, Aufbruch gegen 10 Uhr… Geschlafen? Naja, den physischen und akustischen Raum vor unserem Motelzimmer einnehmende Amerikaner versuchten dies konsequent zu verhindern, indem sie ihren Hunden unaufhörlich Kommandos zuriefen, die diese besten Freunde der Menschen konsequent ignorierten… Vielleicht ging es auch nur darum, irgendetwas zu sagen. Ruhe ist ja überhaupt nicht auszuhalten! Man könnte ja ins Sinnieren kommen mit unabsehbaren Folgen für das eigene Weltbild ;-).
Wo waren wir, ach ja, Aufbruch: straight on auf den Highway 101 gen Süden. Warum geht das eigentlich schon wieder nur bergauf? Und was ist das eigentlich für eine Hitze? Jippi, das wird ein guter Tag! Wir wühlen uns das Flusstal Richtung dem höchsten Punkt unserer Nordamerikaküstentour hinauf, machen schon sehr zeitig eine Kaffeepause bei zwei merkwürdigen Damen, weil heute irgendwie gar nichts zu gehen scheint… Weiter! Gefühlte 45 Grad machen den Uphill zu einer schweißtreibenden Angelegenheit … Ah, geschafft! Aber schon am Scheitelpunkt angekommen ergibt sich ein ernüchterndes Bild … der nächste Uphill mit mindestens 6 % Steigung. Boar, wessen Idee war das eigentlich nochmal?!
Wir lassen uns notgedrungen Zeit, beschließen, den Schlussanstieg am nächsten Tag in Angriff zu nehmen und im Standish Hickey State Park zu nächtigen. Gute Entscheidung. Selbst im Schatten der riesigen Nadelbäume ist keine Abkühlung zu finden. Nach dem Peg-House-Bürger- Abendessen und dem Sonnenuntergang wurde es langsam erträglicher. Wir schliefen ein! zzzzzhhhzzzzh!
2:34 Uhr – qietschende Reifen eines Autos, welches eine Vollbremsung hinlegt, danach zwei dumpfe Schläge … Das Auto fuhr weiter. Zwei Rufe eines Rehes, da wird eines wohl das Zeitliche gesegnet haben :-(! Tragödie in der Nacht!
Morgens, 6 Uhr, der Wecker klingelt wie üblich. Heute wollen wir die Sache aber konsequent früher angehen, um nicht in der Hitze den Schlussanstieg bewältigen zu müssen. Abermals eine gute Entscheidung! Highway 101: Goodbye! Hello Highway 1, California!
Das Ding ist dann auch 90 Minuten später gegessen und es folgt: DIE ABFAHRT…. Leute!!!! Serpentinen gesäumt von Nadelbäumen, ein paar Sonnenstrahlen, ein paar Nebelfelder und jeder Menge Potential für „Kette rechts“! Das Publikum am Rande dieser 20 minütigen Abfahrt waren zahlreiche Endorphine, die nach und nach auf unseren Muttonexpress aufsprangen und uns ein immer breiteres Grinsen in die Gesichter meiselten… Könnt Ihr Euch unsere Visagen am Ende dieses Sahnestücks vorstellen? 🙂
Die Gesichter sahen exakt so aus, als nach dieser Abfahrt ein fießer Anstieg auf uns wartete… Nur diesmal war die Ursache der brennende Schmerz in unseren Extremitäten, weil das Laktat in die Beine schoß, wie das Wasser des Pazifiks in eine kleine Bucht bei Sturm… Die Endorphine verabschiedeten sich blitzschnell und ließen uns allein mit dieser Qual … Zu allem Überfluss erwartete uns, endlich wieder am Pazifik angekommen, ein kühles, dunstiges Wetter, welches uns bis zum Abend nach Fort Bragg mehr oder weniger begleiten sollte.
Dort schlugen wir nach einer ordentlichen Tacco-Bell-Kalorien-Auffüllorgie auf dem bisher schlechtesten Campground unser Zelt im Nieselregen auf. Pomo Campground – KEINE Empfehlung. Neben geräusch- wie platzbezogen raumeinnehmenden RV-Besitzern, bekamen wir einen eher sandigen kleinen Flecken Erde zugewiesen, zusammen mit der Frage, ob wir laut wären, weil ja die RV-Besitzer direkt daneben schlafen würden. Ja, mmh, ist klar. Wir radeln ne Menge Kilometer und machen dann erstmal richtig Party… Welch Ironie, dass die „schlafenden“ RV-Nasen den Ton im wahrsten Sinne des Wortes angaben! 35 Dollar für diesen Platz, der uns am heutigen Morgen das Zelt zum Schnitzel machte, waren die Leistung nicht mal ansatzweise wert. Duschen musste man natürlich extra bezahlen und Wifi verdiente den Namen nicht… „Warum regt der Mister Mutton sich jetzt eigentlich so auf???“ Naja, in Stateparks kostet der ganze Spaß fünf Taler pro Nase und meist ist die Dusche da noch inklusive… Leider war kein Park mehr in unserer Reichweite, sodass meinem Unmut wohl auch das Gefühl des Ausgeliefertseins vorausging.
Zum heutigen Trip: Intervalltraining ist gut für die Kraftausdauer 🙂 Ein ständiges Auf und Ab mit teils knackigen, zweistelligen Anstiegen waren garniert mit feinster Küstenlandschaft, aber leider auch sehr engen Straßen.
Wo sind wir heute gelandet??? Grrrml: Privater Campground in Manchester, weil der State Park geschlossen wurde. Ich sitze hier gerade im Zelt, umgeben von wochenendgestimmten Amerikanern, die es alle für notwendig halten, ihr eigenes Lagerfeuer zu zünden. Ich sag nur eins: Der Wind steht günstig, sodass wir in den Genuss aller möglichen Schwaden kommen. Geräuchert hält bekanntlich länger und wir sollten es sportlich nehmen… Mir fällt das gerade etwas schwer…
Sei es drum: Bleibt eben jetzt noch Zeit, ein paar Bilder zu bearbeiten und hier hochzuladen, wenn das örtliche Wifi mitspielt und wir bis dahin nicht erstickt sind.
In diesem Sinne bis demnächst in dieser Runde 🙂 Die Muttons, die in drei Tagen San Francisco unsicher machen wollen und dann knapp 2000 km in den Beinen haben werden.
(05.08.2016)
Kommentar verfassen