Wir sind in den letzten Stunden um viele Jahre gealtert. Soviel steht fest!
LA – eine riesengroße Metropole mit Sonnenscheingarantie, mächtigem Verkehrsaufkommen, Selbstdarstellern, „Gangstern“, hohen Lebenshaltungskosten, großen Gegensätzen und jeder Menge Wohlfühlpotential bei einer bestimmten Herangehensweise… 

Sicher gibt es in LA (und den angrenzenden, vielzähligen eigenen Gemeinden wie Beverly Hills…) Gegenden, die man als Tourist eher meiden sollte, aber während unseres Aufenthaltes in diesem vitalen Kessel am Ufer des Pazifiks war uns zu keiner Zeit unserer ausgedehnten urbanen „Wandertouren“ unwohl bzw. haben wir uns je unsicher gefühlt. Venice, bei einigen als unsicher verschriehen, machte einen sehr freundlichen Eindruck. South LA? Naja, wir bezogen eine gemütliche Herberge in Culver City. Dieser Teil gehört zum Süden. Ghetto? Fehlanzeige.

Wir stellen wieder mal fest: Macht Dir selbst ein Bild! Dies wird anders sein, als man es Dir vorher zeichnet! Vorsicht ja, Angst nein! Die klassischen Regeln urbanen Lebens sollten natürlich immer Beachtung finden, vor allem als Ortsfremder.

Warum wurde unser Aufenthalt hier dann dennoch zum Drama? Weil wir Hollywood nicht besichtigten, den Rodeo (die Betonung liegt auf der zweiten Silbe!:-) ) Drive ausließen und auch Downtown keinen Besuch abstatteten? Alles verkraft- und vertretbar!

Aber heute überschlugen sich die Ereignisse am circa 17 Uhr dermaßen, dass wir das Gefühl hatten, nach einer All-you-can-eat-Aktion in einer mit Dreifachlooping ausgestatteten Achterbahn am mit Menschen überfüllten Santa Monica Pier bei Sturm und Regen zu sitzen, die nicht mehr zu stoppen ist, weil die Bremsen defekt sind… Könnt Ihr Euch ungefähr in diese Lage versetzen? 🙂

„Der Typ übertreibt doch!“ Mitnichten! Verlässliche Quellen aus der Heimat berichteten, es gäbe Kartons für unsere Fahrrader am Flughafen in LA. Gut. Beruhigend! Sind doch die Räder die Basis einer Radreise, gelle? Um, typisch deutsch, auf Nummer sicher zu gehen, stiefelten wir also gestern mal eben zum LAX, um vor Ort solche Dinger aufzutreiben. Dachten wir zumindest! Eine 55-minütige Busfahrt durch den Stadtdschungel später standen wir am Terminal zwei des riesigen (abermals ist dieses Adjektiv angebracht!) LAX, um von der fatalistisch angehauchten Servicedame der Aviance-Airline zu erfahren, jeder Tourist brächte sein Rad eingepackt mit, Avianca hätte solche Kartons nicht und auch im ganzen Flughafenbereich wären solche Kartons nicht verfügbar.

Stark! Ein schöner Schlag in die Magengrube, der jeden Ansatz von Ruhe und Gelassenheit verfliegen ließ. LA anschauen und genießen?! Mmmhmmmh!

Und jetzt? Radläden abklappern? Das hätte in diesem gigantischen Stadtgebiet einer logistischen Meisterleistung, ebenso gigantischer Ausdauer und Zeitressourcen bedurft. Alles Ressourcen, die bei uns adhoc nicht vorhanden waren. Also zweifelten wir das fatalistische Statement der Avianca-Dame an und statteten dem allgemeinen Infoschalter einer Besuch ab. Resultat: deutlich freundlicher, aber im Ergebnis gleich. Nur brachte uns die Dame auf die Idee, die Bikekartons (welch Überraschung, dass es eine Firma im Osten von LA gab) ins Hotel liefern zu lassen. Wir riefen etwas zögernd die Customer-Hotline an und machten den Deal mit ein paar Verständigungsschwierigkeiten ob der schlechten Verbindung (und genau das sollte sich am Ende erbarmungslos rächen) klar!

„Super. Warum nicht gleich so?!“ – Ab nach Santa Monica, wo wir auch nach einer einstündigen Busfahrt (warum auch die normale Linie sechs nehmen, wenn der Rapid schneller gewesen wäre… Wir schieben es mal auf die Endorphine als Resultat der gelungenen Packvorbereitungsaktion), einem Vier-Kilometer-Marsch in Flipflops und heißer Sonne entlang des Santa Monica Boulevards und einer erneuten Busfahraktion wegen unterschätzter Distanz später, ankamen, um uns mal kurz ins Getümmel zu stürzen und sehr schnell die Parole auszugeben: Nüscht wie weg hier! Also gings entlang der Strandpromenade geradewegs nach Venice. Da gab es so Einiges zu sehen, was aus dem Fernsehen wohl bekannt ist, da aber deutlich ausladender wirkt als vor Ort. Dennoch: Sehr nett anzusehen und definitiv mal was anderes.

Gelungener Tag! Ab nach Hause! Ab ins Bett.

Heute dann lief nicht viel. Wir warteten auf unsere Bikekartons, wollten sie in Empfang nehmen und dann vielleicht noch einen Hotspot anfahren, den wir aber vorab nicht genauer definierten.

Es folgt eine Gedanken- und Komminikationskette:

Irgendwie komisch, dass wir keine Bestätigung der gestrigen Order per Mail bekommen haben, oder? Mmmh. Naja, die haben ja alles und sicher nur .de mit .net verwechselt…. Was machen wir eigentlich, wenn die Dinger nicht kommen? Boar, 17 Uhr! Bis wann liefert UPS eigentlich? WAS MACHEN WIR, WENN DIE DINGER TASTSÄCHLICH NICHT KOMMEN?

Aktion: Griff zum Zimmertelefon, welches augenscheinlich nicht funktionierte.

Weiter in der Kette: …. Wasˋn das hier fürǹ Drecksladen? Kein Telefon? Naja, telefonieren halt alle nur noch mit den Smartphones. Aber wenn doch mal was ist? WIE JETZT GERADE! Email, ich schreibe die jetzt mal an. Vergiss nicht, dich für das schlechte Englisch zu entschuldigen. Senden!

Aktion: Aller zwei Sekunden wir der Posteingang aktualisiert. Szenarien des Scheiterns füllen die Gedankenwelt. Panik? Mmmh. So langsam vielleicht… Antwort im Posteingang: Order nicht ausgeführt, weil unsere Bestätigung per Mail fehlte. PANIK!!!!

Weiter in der Kette: Zünden wir den Laden an? Spinnen die? Was machen wir jetzt? 17:20 Uhr – hat doch alles schon zu… Den Flug können wir morgen vergessen. Wie sollen wir bitte die Kartons dort abholen, wenn die Typen 19 Uhr schließen und eine Autofahrt dahin 2:09 h dauert bei aktueller Verkehrslage?!!! Ohne Karre? Mietwagen! Morgen vor Ort ab sieben Uhr abholen! Um vier Uhr aufstehen! Muss gehen! Ultima Ratio!

17:30Uhr hasten wir also zum Autovermieter ein paar Blocks weiter, ohne viel Hoffnung, dass der noch ne ausreichend große Karre für unsere morgige Harakiri-Aktion hat, biegen um die finale Ecke und stehen plötzlich vor ….. EINEM FAHRRADLADEN !!!!!! Probieren? Klar! Und was lange währt, wird letztlich gut. drei Kartons waren die unseren, in deren zwei wir nach einer 3,5stündigen Aktion die Räder verpacken konnten. Thank you so much Weel World Bicycles !!!

Was für ein Drama, was für eine Gemengelage an Gefühlen. Wie sinnlos!!!

Wir haben es geschafft und wir sind es auch. Das Taxi ist bestellt (das größte der Kette, hoffentlich gibt es morgen keine Probleme!) und wenn die TSA morgen keinen Stress macht, sollten wir ohne Verzögerung gen Abenteuer starten. Next Destination: Trujillo, Peru…. Vamos!!!

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